Die deutsche Sprache ist schon was Feines.
Das Wort Tagesmutter heißt zum Beispiel wörtlich, dass ein Kind tagsüber eine andere Mutter bekommt. Eine Tages-Mama eben. In der Zeit wird es also fremd-betreut. Betreut von einer fremden Person.
Diese Wörter sind grandios suggestiv und unheimlich falsch.
Kein Kind hat auf einmal eine andere Mutter, wenn es tagsüber von einer Tagesmutter betreut wird. Es bedeutet auch nicht, dass eine Mutter all ihre mütterliche Verantwortung, ihre Erziehungsprinzipien und schon gar nicht ihre Liebe abgibt, sondern schlicht und ergreifend, dass das Kind von einer anderen Person betreut wird. Und zweitens, diese Person ist doch nicht fremd! Niemand gibt doch das eigene Kind einem Passanten mit nach Hause, oder setzt es an einen besetzten Tisch im Café mit den Worten „Marie ist allergisch gegen Erdnüsse, und ich komme in neun Stunden wieder!“
Kinderbetreuung ist institutionalisiert und kontrolliert, Eltern schauen sich Einrichtungen vorher an, kommen mit den Erzieherinnen (auch denen, die bei sich zu Hause arbeiten) ins Gespräch, machen die Bedürnisse ihrer Kinder klar und bleiben in Kontakt mit ihnen.
Vorsicht also mit Worten, die Frauen wieder einmal suggerieren, dass ihre Entscheidung für die Kinderbetreuung durch Externe mit einem Verlust der Mutterschaft oder der Be- und Entfremdung ihrer eigenen Kinder einhergeht. Da hilft die Sprache wieder einmal herrlich mit, Frauen abzustempeln und ideologische Kriege zu befeuern…